Ja, das Leben ist oft ungerecht. Du willst auf die Europatournee zum neuen Album, die Tour wird aufgrund gesundheitlicher Probleme abgesagt und drei Wochen später ist Tony Clarkin tot! R.I.P.
Somit geht wahrscheinlich eine Band ihrem Ende entgegen die der Verfasser dieser Zeilen nie Live zu Gesicht bekommen hat und erst vor ca. 5 Jahren so richtig für sich entdeckt hat. Mann, mann, Mann, wie viele geniale Gruppen gibt es denn da draußen noch, die ich nicht kenne??? Hoffentlich nicht mehr viele, sonst beiße ich mir wirklich irgendwann einmal selbst in den Allerwertesten. Die nächsten Jahre kann ich mir dann wieder mühselig den Backkatalog zusammenkratzen.
Gegründet 1972 aus der Ursuppe Birmingham´s haben Magnum scheinbar kein schlechtes Album aufgenommen. Ich kenne weiß Gott nicht den kompletten Backkatalog von vorne bis hinten, aber doch das meiste.
Magnum, ja für mich ist es irgendwie immer mit guter Laune verbunden und irgendwo im Fahrwasser zwischen Classic Rock, AOR, Melodic Symphonic Hardrock und immer wieder dem ein oder anderen Experiment angesiedelt. Es gibt die „Science-Fiction-Alben“ die „Realen“ die „Fantasy“ und irgendwas dazwischen. Hier sind wir dann wohl bei „Fantasy“. Achtung, diese Kategorisierung kommt von mir .
Das neue Cover hat (wieder) den für mich „richtigen“ Schriftzug, wenn es den gibt und ein schönes im Fantasy-/Märchenstil gehaltenes Cover mit ein paar liebgewonnen Freunden die dich gleich ankommen lassen. LP kaufen, hinsetzen und wirken lassen! Ja, irgendwie haben es mir genau diese Cover mehr angetan als „die anderen“. Und ja, ich komme noch aus einer Zeit, in der man auch mal ein Album nach dem Cover gekauft hat, wenn es keine Möglichkeit zum reinhören gab! Wer kennt dieses Gefühl heutzutage egtl. noch, ein Album zu hören und dabei das Cover immer und immer wieder in der Hand zu halten und zu studieren.
Ich wollte dieses Review vor zwei Wochen schreiben, da war Tony Clarkin der Songwriter der Band noch am Leben. Jetzt beim x-ten Durchlauf gewinnt diese Soundwand tragischerweise weiter an Tiefe und das Ergebnis ist sicherlich nicht das gleiche hätte ich vor zwei Wochen abgegeben!
Der Opener „Run into the shadows” lässt dich seelig grinsend in dieses Album einsteigen und bereits mit „Some Kind of Treachery“ kommt das erste Highlight! Eine Wand an Emotionen lädt dich in die Fantasywelt des Covers ein. Auf Pos. 4 steht mit „After the Silence“ der erste Mosher und mit „Blue Tango“ das aufgrund der Vorveröffentlichung schon ins Langzeitgedächtnis übergegangene weitere Highlight. Keine Ahnung wie es Clarkin und Catley geschafft haben diesen Gesamtsound den späteren Mitstreitern zu injizieren! Auf jeden Fall ist das der Magnum Sound der 70er/80er perfekt in die Jetztzeit transferiert.
Mein persönliches Highlight „The Seventh darkness” welches auch zuvor als Single per Stream ausgekoppelt wurde. Du hörst den Song 10x und entdeckst 10x etwas Neues. Trompeten / Saxophone und dieser Tiefgang wäre als straighter Riffrocker wohl nur halb so viel Wert. Backroundchöre yeeeeeaaaahhhh yeaaaaaaaaah yeah yeah yeah… Das Teil macht einfach megamäßig Spaß!
Es gibt bis auf zwei Durchhänger keinen wirklichen Stinker! Ich kann und will hier jetzt auch nicht jeden Song kommentieren, da man das Album einfach Hören muss und das mache ich jetzt auch wieder.
Für mich ist das faszinierende die Stimme von Bob Catley, die irgendwie überhaupt nicht gealtert ist.
Mit „Borderline“ und einem traurigen Keyboard-Outro schließt dieses Album und wahrscheinlich das Buch einer großartigen Band, die es definitiv Wert ist entdeckt zu werden.
So, ich nehme jetzt den kleinen Jungen mit seiner Steinschleuder und den Hund an der Hand und gehe den kompletten Backkatalog rauf und runter hören. Auf ein gutes neues Jahr…
Mein Resümee 8,5/10
Bildquelle: https://www.metal-hammer.de/wp-content/uploads/2024/01/12/10/magnum-01.jpg