Der W – Schneller, Höher, Weidner

Hier kommt der W, zwo, drei – Hart und direkt.

Zu Beginn des Jahres 2024 gibt es von mir eines meiner persönlichen Lieblingsalben, Der W – Schneller, Höher, Weidner. Mittlerweile bereits 14 Jahre alt. Mir kommt es vor wie letztes Jahr, als die Platte über den Theken wanderte. Aber Der W hat immerhin bereits 5 Alben in den letzten 14 Jahren veröffentlicht – ob es so viele werden, wie mit den Böhsen Onkelz, bleibt zu hoffen. Für mich ist diese Post-Onkelz/Re-Onkelz-Phase sehr ausgewogen und klingt runder. Bitte nicht falsch verstehen, die Onkelz sind geil und die beste deutsche Band, die es gibt – ENDE! Jedoch hat Der W etwas, das es bei den Onkelz nicht gab. Manche sagen, es ist poppiger, andere behaupten härter oder sogar eine Neuauflage… Die Meinungen gehen auseinander. Stephan Weidner hat die meisten Lieder der Onkelz komponiert und verfasst. Dass hier Parallelen oder gar „Fortsetzungen“ zu hören sind, sollte also nicht zur Debatte sondern herzlich willkommen sein. Dennoch verwirklicht Der W sich auf seinen Platten klar mit persönlichen Einflüssen und Gedankengut, das bei den Onkelz stilistisch einfach nicht umsetzbar ist. Neues Team, ein Dirigent und aufgestaute Ideen sind das Resultat. 

Lyrisch ist Stephan ein Ausnahmetalent, das seines Gleichen sucht. Wenn wir also durch das Album schlendern und Gänsehaut bekommen oder vielleicht Fragezeichen aufpoppen, ist das ein gutes Zeichen. 

‚Der W zwo drei‘ wurde nicht ohne Grund auf Nr. 1 des Albums gelegt. Was in diesem Starter besungen wird, hat er gehalten. Schneller, höher, Weidner! Hier wird Lust auf mehr gemacht, nicht nur auf das Album per se, auch auf den W und alles, was ab jetzt kommt. 

Der Geschichtenhasser ist eine Hommage sich einfach fallen zu lassen und der Musik zu lauschen. „Alles was ich sage, hilft dir nicht einzuschlafen“ kann vieles bedeuten. Für mich hieß es damals wie heute, nachts wach zu liegen und diesen verdammten Ohrwurm nicht loszuwerden.

„Waffen & Neurosen“ kann interpretiert werden, wie man will. Leider hat Der W keine Deluxe Version dieses Albums veröffentlicht. Auf dem Album „Autonomie!“ beschreibt er detailliert zu jedem Song den Gedanken und auch was er sich für die Instrumentalisierung gedacht hat. Für mich geht es um Krieg und diejenigen, die diesen führen. Warum und was geht in einem Hirn mit Macht und Einfluss vor sich, um diesen ausrufen zu können.

In ‚Asche zu Asche‘ wird die Onkelz-Ära aufge-/verarbeitet. Melancholisch, aber bestimmt werden die glorreichen Zeiten besungen und ohne Reue zurückgeblickt. Ich persönlich bin froh, dass es eine zweite Ära gibt und so neue Reue generiert wird, auf die zurückgeblickt werden kann. 

Tränenmeer hat ein richtig geiles Riff, das den kompletten Song untermalt und selbst der Synthesiser stört mich hier nicht :). Mit „Mein bester Feind“ hat Der W meinen zweitliebsten Song des Albums geschrieben. Wirklich jeder kann sich in die Situation versetzen und mit der musikalischen Untermalung hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. 

‚Angst‘, ‚Stille Tage im Klischee‘ und ‚Schatten‘ lassen einen in sich kehren und über den Sinn des Lebens philosophieren – funktioniert am besten mit viel Bier und einem guten Freund. ‚Bitte töte mich‘ ist mein persönlicher Star des Albums. Hier stimmt einfach alles – geile Riffs mit Druck, melodisches Solo und ein Text, der dir die Gehirnzellen schmelzen lässt und nicht viel Klimbim. Einfach geil!

Die letzten vier Songs des Albums sind dann wieder etwas für den oben genannten Kasten Bier. ‚Ein Lied für meinen Sohn‘ ist ein super Lieb. Wer es noch nicht wusste, Stephans Sohn ist ein ziemlich guter Gitarrist und war selbst mit Papa schon auf der Bühne. 

Ihr merkt, ich musste zum Schluss hin etwas kürzen, um hier keine Doktorarbeit zu schreiben. Für mich persönlich eines der Alben, die bei mir ins Schwarze getroffen haben und mir seither Lust auf mehr machen. Ich hoffe, da kommt bald auch wieder etwas, auch wenn die Onkelz wahrscheinlich wieder Priorität haben. 

9/10 Punkten. Den einen Punkt entziehe ich, weil ich mir etwas mehr Power gewünscht hätte. So, wie im Folgealbum 🙂 Danke Stephan und bitte mach weiter!

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