Jack White – No Name

JACK WHITE – OHHHH YEAH!!!

Eine Hommage an Jack White: Es gibt kaum Künstler, die Ihren Schuh durchziehen, wie Jack White. Durchziehen, bis er jedem Kritiker tief im Allerwertesten steckt. Dort angekommen, bleibt er auch stecken! Dafür liebe ich ihn und seine Musik. 

Dieses Album ist eine grandiose Punktlandung des Altmeisters, worauf ich persönlich lange hin gefiebert habe. Wieder eine powergeladene „steck ihn dir sonst wo hin“-Platte mit wenig Tiefen und vorprogrammierter „dreh die Lautstärke auf Stufe 11“-Laune. Jack White geht mit seinen Alben oft in verschiedene Richtungen und lässt sich gerne in neue Sphären katapultieren, mit diversen Kooperationen und Supergroups, aber auch auf Soloebene bewiesen. Auf eines ist jedoch verlass, Detroit steckt ihm in Blut – White ist Programm und lässt sich nicht wie andere von Black zu Regenbogenschlüsseln färben. Durch das komplette Album hinweg energiegeladene, oktavierte und fuzzige Soli à la Jack White. Jeder, der hier nicht den Drang verspürt, aufzudrehen, sollte es probieren. 

Der Einstieg von „Old Scratch Blues“ lässt uns anfangs noch gemächlich ins Album starten, doch dann wird schnell das Gaspedal auf Gain gedrückt und der gewohnte Sound der ersten Soloalben, sowie der White Stripes, ist zurück. 

„Bless Yourself“ hebt den imaginären Mittelfinger gegen die Gesellschaft und deren Ansichten. Meines Erachtens eine Interpretation sich um sich selbst zu kümmern und es nicht immer allen recht machen zu wollen #peoplepleaser. 

Nummer drei der Platte schließt hier thematisch an und lässt uns wissen, wie der Künstler fühlt und dass man seinen Gefühlen auch freien Lauf lassen darf – „That’s How I’m Feeling“!

„It’s Rough On Rats (If You Ask Me)… Is too much too much?” – Dieser Song hat meiner Meinung nach das beste Solo des Albums! Kennt ihr das, wenn das Solo von „Free Bird“ läuft und ihr Gänsehaut bekommt? Genau so! Auch hier wieder Selbstreflexion und zu hinterfragen, wie gut es uns eigentlich geht!? Vielleicht nicht immer mit dem Kollegen oder Freund vergleichen, sondern über Grenzen und die heimischen Scheuklappen hinaus.

Den Song „Archbishop Harald Holmes“ trifft bei mir voll in die Mitte. Ich liebe dieses Storytelling in Songs in Anlehnung an die alten Blueslieder, fast schon in Richtung Predigen. Wenn das noch mit genialen Riffs und emotionaler Progression untermalt wird, bekomm ich Gänsehaut und will mehr.

Lust auf Pogo und Punk? Mit „Bombing Out“ hat er eine Bombe gezündet. Mit Druck und Spanungsgeladen geht dieses Lied in die richtige Richtung. Einfach schnell, komplex, aber dennoch chaotisch – ja, alles in einem. Geiler Song für späte Stunden mit der richtigen Crew.

„What’s The Rumpus?“ Gute Frage. Was ist eigentlich das Problem? Laut Jack White liegt es daran, dass es nicht wichtig ist, wen man kennt, es ist nur wichtig, was man weiß. Macht Sinn? 

I’ve got a feeling that the truth becomes an opinion these days

Lyrisch geiler Song, der, wie ich finde, einen wunden Punkt unserer Gesellschaft trifft. Warum sollte ich mich mit jemandem Austauschen und beschäftigen, wenn ich doch alles über diese Person in den Sozialen Medien auf dem silbernen Tablett serviert bekomme? Möglicherweise ist das Tablett nicht Silber, vielleicht ist es nur ein in Alu-Folie gewickelter Kuhfladen, auf dem keine weißen Seiten aus Papier, sondern mit Scheiße beschmiertes Toilettenpapier? 

„Tonight“ hat ein mitreisendes Schlagzeug/Gitarrenarrangement, dass sich durch den gesamten Song zieht; abgelöst von einem schön schreienden Fuzz-Solo und einer Oktaven-Bridge.

Die darauffolgende „Underground“ scheint etwas ruhiger zu starten aber wächst in einer stetig ansteigenden Kurve hin zum Solo hin an, das überraschend versiert um die Ecke kommt.

„Number one with a bullet“ hat wieder eine gute priese Punk in petto und einen Text, der bei der Lyrik viel Interpretationsspielraum offenlässt, gerade bezüglich eines missglückten Anschlags….

Ein Lied vom Party machen, durchfeiern und dem Übergang von Nacht zu Tag – der etwas andere Partysong: „Morning at midnight“. Sehr gelungen.

In „Missionary“ kommt eine interessante Wendung, was die Texte angeht. Jack White macht hier Hoffnung auf mehr, egal ob es uns/euch gefällt. Er ist auf einer Mission und noch lange nicht fertig.

Abschließend gibt es mit „Terminal Archenemy Endling“ ein schönes Stück, bei dem Jack White auch zeigt, warum er Schlagzeuger und kein Gitarrist ist. Wer nach meiner Meinung fragt, beschreibt er seine Karriere und kombinierte das Ganze mit einer Hommage an Meg; ohne welche er es wohlmöglich nicht so weit gebracht hätte. Schöner Abschluss des Albums mit einer schönen Nachricht.  

Mein Resumee: 10/10 Punkten.

Nachdem ich mich mit dem Album beschäftigt habe, kann ich nachvollziehen, warum es keinen Namen, kein Fancy Cover oder viel Tamtam im Booklet. Jack White will auf die wichtigen Dinge aufmerksam machen und das sind die Lyrik. Selbstkritisch, Dankbar, aber auch kritisch der Gesellschaft gegenüber. Ein geniales Album auf allen Ebenen und von mir deshalb die höchstmögliche Punktzahl. Ich freue mich auf die nächsten Alben und hoffe von Jack White auch in Zukunft nicht enttäuscht zu werden.

Quelle Bild: https://www.musikexpress.de/reviews/jack-white-no-name/